„Und, was macht duuu so?“

Egal ob beim Netzwerken oder auf einer Party: Lass dir gesagt sein:  Eröffne so bitte nie ein Gespräch mit jemanden, den du gerade erst auf einem kennenlernst.

Und wenn du es schon oft gemacht hast, dann bitte nie wieder!

Langweiliger und uninteressanter könnte ein frisches Netzwerk- oder Partzgespräch nicht anfangen. Sicherlich willst du wissen, was derjenige macht, aber das sollte nicht dein allererstes Anliegen und dein allererster Satz sein.

Warum nicht? Weil du Menschen damit in den meisten Fällen an ihre unbefriedigende Job-Alltags-Situation erinnerst.

Und normalerweise mögen Menschen ihren Job nicht und du stößt sie mit dieser Frage direkt in die harsche Realität zurück, dass sie ihren Job am liebsten sofort kündigen würden, wenn sie denn eine Idee hätten…und Mut.

Weil aber leider oft beides fehlt, werden sie dir ein paar nichtsaussagende Kommentare zu ihrer Jobsituation geben. Lächelnd, um den Schein zu wahren, aber mit massiven Bauchschmerzen, weil sie sich daran erinnern müssen, dass sie noch immer in ihrem 9to5 Office Gefängnis hängen, das ihnen alle Lebensfreude raubt.

Der einzige Unterschied wann du das fragen darfst, ist, wenn du dir total sicher, dass die Person ihren Job LIEBT und ihre Augen anfangen würden zu leuchten, sobald sie davon berichtet! Eine Spezies von Menschen, die ich gern in der Zukunft öfter sehen möchte, aber was noch lange nicht der Regelfall ist. Leider. Ich arbeite daran.

Aber warum ist diese Frage nun die am meist gestellte bei Kennenlerngesprächen? Warum scheint die jeder in seinem Fragenrepertoire zu haben und gleich am Anfang auszupacken?

Unbedingt wissen zu wollen, was dein neuer Gesprächspartner beruflich macht, ist doch wirklich nicht so wichtig, wenn du ernsthaft an der Person an sich interessiert bist und nicht nur an der äusseren Fassade, die ihr durch ihren Job oder Titel den gesellschaftlichen Anstrich verpasst.

Und du hilfst damit weder ihm, noch dir selbst bei deinem Versuch, jemanden auf lockere und angenehme Art kennenzulernen!

Und so wirst du zum Konversations-Wizard:

Überrasche deinen neuen unbekannten Gesprächspartner mit einer hinreißenden Frage wie:

„Was begeistert dich gerade am meisten in deinem Leben?“

„Worüber freust du dich heute am meisten?“

Wohoo.

Welche andere Dynamik! Welche andere Energie! Welche andere interessante Antworten werden auf diese Frage wohl regelrecht heraussprudeln, als nach der Frage nach dem Job?

Vielleicht wird der Beginn der Antwort vielleicht etwas stockig sein, denn höchstwahrscheinlich gibt es dafür keine vorproduzierte Antwort, wie zB bei der Frage nach dem Job. Und überhaupt werden Menschen das nicht so häufig gefragt und wissen im ersten Moment gar keine Antwort und fühlen sich überwältigt. Dann hake nach.

Vielleicht hörst du spannende Geschichten über eine geplante Reise, über ein anstehendes Projekt, über den Erfolg ein Ziel erreicht zu haben, an dem man lange gearbeitet hat. Lauter interessante Sachen, die mit Sicherheit ein aktives und interessantes Gespräch nach sich ziehen.

Eventuell wird sich das Thema auch auf den Job lenken, aber dann bist du sicher, dass deine neue Bekanntschaft ihren Job auch wirklich toll findet und von selbst berichten möchte.

Und, als Nebeneffekt, wirst du deinem neuen Gesprächspartner vermitteln, dass du, mal als Ausnahme von allen Anderen, nicht jemanden über ihren Job und vermeintlichem Einkommenslevel definiert. Welch eine Befreiung.

Es ist dann mehr eine Erzählung auf persönlichem Niveau, als das oberflächliche, vermeintlich positive und huldigende Jobstatement.

Und wenn du dann noch nachhakst, ob du ihr helfen könntest bei einem neuen Projekt zum Beispiel, oder was ihr noch fehlen würde, um dies und jenes zu erreichen, dann katapultierst du dich in die Small Talk Oberliga. Leute werden dich lieben.

Mach es dir zum Ziel, Menschen zuzuhören und zu helfen bei dem, was ihnen gerade in dem Moment am liebsten ist.

Und: Netzwerktauglich ist das ganze dann auch, denn genau das macht ja Netzwerken aus: Zu gucken wie du helfen kannst und andere Menschen wissen zu lassen, dass man nicht allein ist. Du siehst, man kann auch anders an die gewünschten Informationen kommen, als nur die langweilige Frage nach dem „Und was machst du?“

Ich garantiere dir, dass sich deine neue Bekanntschaft besser an dich erinnern wird, als an die Anderen, die mit der langweiligen Jobfrage kommen. Auch vor allem deshalb, weil du mit deiner Frage bei ihnen extrem positive Emotionen ausgelöst hat. Und wie du ja weißt, erinnern sich Menschen nicht so sehr an die Worte, sondern an die Emotionen, die ein anderer Mensch bei ihnen ausgelöst hat.

 

Die Challenge für dich wird auch sein, mit jemanden zu reden, ohne zu wissen was derjenige tut, also komplett befreit von jeglichem Kontext.

Warum ist das so? Weil wir so konditioniert darauf sind, unsere Gespräche anzupassen und uns selbst zu verstellen je nach dem welche Person wir denken, vor uns zu haben. Auch wenn es dir in den Fingern juckt, heraus zu finden, was derjenige tut, versuche diese Frage nach hinten zu schieben. Weit nach hinten.

Vielleicht ergibt sich das von selbst, oder du fragst nach einer gewissen Zeit nach.

Mach es aber bloß nicht zur allerersten Frage.