Jetzt willst du also schon seit Ewigkeiten endlich anfangen deinen Blog aufzusetzen! Du hast tolle Ideen was du schreiben könntest…sagst du dir immer wieder. Aber irgendwie fängst du einfach nicht an. Kennst du das auch?
Aufschieberitis (auch Aufschiebekrankheit oder Prokrastination genannt) kennen wir ausnahmslos ALLE. Meine persönliche Erfolgsgeschichte mit ihr hatte ich in meinem Diplomsemester: In dieser Zeit war meine Wohnung so aufgeräumt wie noch nie zuvor.
Wenn man Sachen aufschiebt heißt es ja nicht, dass man gar nichts tut, sondern nur die falschen Dinge in dem Moment. Obwohl du weißt, dass du Aufgaben auf der Agenda hast, die wichtig und dringend sind, stürzt du dich auf Sachen, die du für den Moment angenehmer empfindest und lässt die wichtigen Sachen unbeachtet einfach liegen.
Warum ist das so?
Zunächst eine kurze verhaltens-psychologische Definition:
Prokrastination (lat. Pro Krastinus = zum Morgen gehörend)
Am Anfang steht eine Aufgabe, die du überhaupt nicht machen willst, und du dich spontan dazu entschließt, sie einfach nicht zu tun. Das kann sein, weil du sie einfach wirklich nicht magst, sie zu groß erscheint, oder du Angst hast zu versagen.
Diese Aversion der unangenehmen Aufgabe führt zum „Nicht-Handeln“.
Dein „Nicht-Handeln“ ermöglicht dir, dich aus einer unangenehmen Situation temporär rauszunehmen und deine Stimmung für den Moment positiv zu beeinflussen. Diese Vermeidungsstrategie führt tatsächlich zum Erfolg, denn du bist ja kurzfristig damit glücklich und die Spannung, die du mit deiner unangenehmen Aufgabe assoziierst, wird reduziert. Das Ganze nennt sich „Negative Verstärkung“ (das Vermeiden einer negativ empfundenen Handlung). Zeitgleich suchst du dir aber auch Sachen zum Erledigen, die wiederum für den Moment einen positiven Effekt haben („Positive Verstärkung“).
Kurzfristig hast du also ein besseres Gefühl. Die Spannung der unangenehmen Aufgabe ist weg, und du beschäftigst dich mit Sachen, die Spaß machen, selbst wenn sie unter normalen Umständen keinen Spaß machen würden, wie z.B. Wohnung aufräumen.
Langfristig gesehen führt deine Vermeidungshaltung allerdings dazu, dass du dich richtig schlecht fühlst, du hast ein schlechtes Gewissen, wertest dich und deine Leistung ab, und eventuell hast du ernsthafte Konsequenzen zu befürchten, wie Mahnungen bei nicht bezahlten Rechnungen oder zu wenig Zeit am Ende der Deadline.
Das Gemeine an diesem Modell ist, dass dein „Nicht-Handeln“ eine erlernte Handlung ist und du es bei anderen Situationen wieder anwenden wirst. Ein Teufelskreis!
Es gibt aber ein paar ganz einfache Taktiken mit verschiedenen Ansätzen, die tatsächlich Wunder bewirken können. Nicht alle werden dir gefallen, oder zu dir passen. Mein Ratschlag ist, einfach mal für eine Zeit lang etwas auszuprobieren und gucken, wie es sich mit dieser Methode anfühlt.
1. Setze dir S.M.A.R.T Ziele
Ohne Ziel keine Handlung. Wenn du eine Aufgabe hast, die du immer wieder aufschiebst, dann formuliere dir ein Ziel daraus, so spezifisch wie möglich.
Spezifisch – Messbar – Angemessen – Realistisch – Terminiert
Am Beispiel “regelmäßig bloggen”:
Spezifisch – Blogartikel fertig schreiben und auf meiner Domain veröffentlichen
Messbar – 1 Artikel pro Woche
Angemessen – ca. 1000 Wörter sind machbar
Realistisch – ja, bei einem Zeitaufwand von 2-4 Stunden pro Woche
Terminiert – jeden Montag
Jeden Montag schreibe ich einen Artikel fertig von ca. 1000 Wörtern und veröffentliche ihn. Boom!
Dein Ziel kannst du dir an deinen Rechner kleben oder ins Badezimmer am Spiegel, damit du es immer vor Augen hast.
2. Salamitechnik
Bei sehr komplexen Aufgaben kann es vorkommen, dass du in eine Bewegungsstarre verfällst, wenn du die riesige Aufgabe vor dir siehst und am Ende gar nichts machst, weil die Aufgabe einfach zu groß erscheint. Dann sitzt du da wie ein Kaninchen vor der Schlange.
In diesem Fall brich die Aufgabe (die ganze Salami) runter in kleine essbare Portionen (Salamiescheiben).
Blogschreiben-Beispiel:
1. Thema überlegen und 10 min Brainstorming
2. Ggf. Recherche über das Thema
3. Schreiben der erste Rohfassung – einfach losschreiben – Entwurf
4. Ggf. mehr Recherche, um noch mehr Inhalte verarbeiten zu können
5. Weiterschreiben des Artikels – Überarbeiteter Entwurf
6. Artikel einen Tag liegen lassen; etwas Abstand bekommen
7. Artikel noch mal überarbeiten, Rechtschreibkontrolle – Endentwurf
8. Artikel an jemanden zum Korrekturlesen geben
9. Korrekturvorschläge verarbeiten – Fertiger Artikel
10. Bildrecherche und Bildbearbeitung
11. Artikel hochstellen
12. Meta Data und OG tags erstellen bzw. Checken
13. Veröffentlichen. Boom. Fertig.
Eine 13- Punkte- Liste für einen Blogartikel? Wirklich? Für den einen oder anderen mag das zu mächtig aussehen, aber für andere wiederum könnte das extrem hilfreich sein.
3. Promodore Timer
Chronische Prokrastinierer haben meist das Problem, überhaupt erst anzufangen. Wenn sie erst mal dabei sind, die Aufgabe zu erledigen, dann läuft es. Eine Möglichkeit, diesen Flow zu nutzen, ist es, einen Timer zu stellen. Wenn du sagst, dass du dich wenigstens 15 Minuten mit der Aufgabe beschäftigst und dann guckst, wie du dich damit fühlst. Vielleicht machst du weiter bis sie fertig ist. Und selbst wenn nicht, dann hast du nun endlich angefangen und kannst später die zweiten 15 Minuten anhängen.
Der klassische Ansatz von Promodore ist allerdings:
25 – 5 – 25 – 5 – 25 – 5 – 25 – 30
Also, 4 Promodore-Einheiten a 25 Minuten hochkonzentriertes Arbeiten und 5 Minuten Pause und dann eine längere Pause.
Du kannst aber bei vielen Apps deine Zeiten selbst eintragen. Es gibt eine Vielzahl an Chrome Extension oder Apps fürs Handy. z.B. Clear Focus, Strict Workflow
4. Stell dir vor, du hättest die Aufgabe bereits fertig – Wie fühlt es sich an?
Versuche dir vorstellen, wie es sich anfühlt, die Aufgabe fertig zu haben. Erleichternd? Glücklich? Was wirst du tun, wenn du fertig bist? Gibt es eine Belohnung? Was gönnst du dir?
5. Entwickle eine „lets get started“ Gewohnheit
Überlege dir, was dich für eine bestimmte Sache in die Gänge bringt. Ist es Musik, eine Tasse Kaffee, ein Glas Wein, eine Sportsession, Meditation ….oder sonst etwas.
Finde deine Gewohnheit; sie ist dir bestimmt nicht bewusst. Dann zelebriere sie und plane sie als festen Bestandteil in deinen Tag ein. Entwickle ein Ritual.
Blogschreiben-Beispiel:
Jeden Morgen, nachdem ich für 20 Minuten meditiert habe, koche ich mir eine frische Tasse Kaffee und nehme das leckere Kaffeearoma mit zu meinem Schreibtisch. Dort stelle ich die Tasse direkt neben mich auf den Tisch und fange einfach an zu schreiben.
6. Eat that frog
Nach dem gleichnamigen Buch geht es bei dieser Taktik darum, dass du deine schlimmste Aufgabe des Tages gleich ganz am Anfang des Tages erledigst. Dann hast du Ruhe für den Rest des Tages und kannst dich auf alle anderen Aufgaben konzentrieren, ohne das Gefühl zu haben, getrieben zu sein.
Um bei dem Blogschreiben-Beispiel zu bleiben: Vielleicht gibt es eine Sache im Prozess des Artikelschreibens, die dir keinen Spaß macht, z. B. Recherche? Das Schreiben an sich findest du toll. Dann nimm die Recherche zuerst und erledige sie. Stell dir deinen Promodore Timer für 25 Minuten und erledige soviel Recherche wie du kannst. Entweder hast du nach den 25 Minuten alles beisammen, was du brauchst, oder du bist im Flow und hängst noch eine weitere 25 Minuten- Einheit ran.
7. Zeige dich sozial verbindlich
Erzähle Leuten. was du machen willst. Öffentlich. Das kann Wunder bewirken! Lass Leute wissen, dass du in zwei Wochen deinen Blog starten wirst unter der und der Adresse. Poste es in Facebook oder in den Kommentaren unten.
8. Unterscheide zwischen wichtig und dringend – Eisenhower Prinzip
Eine einfache, aber recht wirksame Methode, ist es, deine Sachen auf ToDo-Listen in wichtig und dringend zu unterscheiden. Am besten machst du das in Quadranten:
Unterscheide auch, welche dringenden Dinge dir von anderen aufgedrückt werden, die aber für dich nicht wichtig sind. Könntest du diese nach hinten verschieben, ohne Konsequenzen befürchten zu müssen, oder kannst du sie delegieren?
Wichtige Aufgaben sind für dich, dein Business und dein „Future-Self“ wertschöpfend? Das sind die Sachen, in die du deine meiste Energie stecken solltest. Aufräumen gehört dann sicher nicht dazu. Das käme eher in die Kategorie „unwichtig/dringend” (je nachdem, wie es bei dir aussieht und ob du Besuch erwartest )
Wenn du einen normalen Tagesablauf von dir betrachtest, in welchen Quadranten verbringst du die meiste Zeit?
9. Installiere “Momentum” auf deinem Computer
Ich liebe dieses einfache Chrome PlugIn. Immer, wenn du einen neuen Tab öffnest, siehst du ein wunderschönes Bild, einen tollen Motivationsspruch und das Beste ist, dass du deine wichtigste Aufgabe für heute festhalten kannst. Nur die eine, allerwichtigste Aufgabe. Sicherlich hast du mehr auf deinem Plan, aber was ist die eine große Aufgabe oder die Mission für heute, die du am Ende des Tages erfolgreich als „Done“ abhaken willst?
10. Sei kein Perfektionist – Verinnerliche Pareto 80/20
Pareto sagt, dass du in 20% der Zeit, die du an einer Aufgabe arbeitest, sie zu 80% fertig bekommst. Für die restlichen 20% die zur „Perfektion“ noch fehlen, würdest du noch mal 80% mehr Zeit aufbringen müssen.
Das heimtückische daran ist, dass die 20% Lücke zur Perfektion, außer dir, keiner merken wird.
Meistens sind die 20% nämlich „Schönheitskorrekturen“, wie Formatierung, oder hier noch mal eine andere Schrift ausprobieren, oder ein paar verschiedene Bilder für den Blogartikel verwenden und gucken wie es online aussieht etc. Diese „Schönheitskorrekturen“-Aufgaben sind de facto nicht wirkliche Arbeit, sie sind Zeitfresser. Keiner wird es merken und der Unterschied wird marginal gering sein. Ich will damit nicht sagen, dass du keine schönen und passenden Bilder raussuchen sollst, aber du darfst dich nicht darin verlieren.
Und vergiss nicht, wenn du keine Angestellte mehr bist, brauchst und willst du keine Zeitfresser-Arbeiten mehr machen. Du musst dir keine Arbeiten suchen, nur um anwesend und beschäftigt auszusehen.
Jede Minute deines Tages ist wichtig, entweder wirklich wertvolle Arbeit zu machen oder Freizeit zu haben. Für Zeitfresser wirst du als Unternehmerin nämlich nicht bezahlt.
Eine Sache, die du direkt jetzt machen kannst, ohne zu prokrastinieren:
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