Die fünf wichtigsten Eigenschaften einer guten Unternehmerin
** Gastartikel von Dagmar Charbonnier**
Die fünf wichtigsten Eigenschaften einer guten Unternehmerin
Unsichere gesetzlichen Renten, anachronistische nine to five-Arbeitszeiten, starre Urlaubszeitregelungen und unbefristete Arbeitsverhältnisse bringen Menschen dazu, eine Selbstständigkeit dem sogenannten festen und sicheren Angestelltenverhältnis vorziehen.
Verbinden sie mit Entrepreneurship doch persönliche Freiheit in zeitlicher und, wenn es gut läuft, finanzieller Hinsicht. Und vor allem, das zu tun, was ihnen Freude bereitet. Worin sie ihren Sinn erkennen können.
Und gerade Frauen ziehen das Unternehmersein dem Angestelltensein vor, scheint es doch so zu sein, dass sie Familie und Job besser miteinander vereinbaren können. Trotz Doppelbelastung.
Doch egal, für welche Businessidee sich frau begeistert, ob Dienstleistung, Freiberuflichkeit oder digitales Business – jeder Gründung sollten ein paar grundsätzliche Fragen zu den persönlichen Skills der zukünftigen Unternehmerin vorausgehen. Und zu zufriedenstellenden Antworten führen.
Dieser Artikel widmet sich den aus meiner Sicht fünf wichtigsten Eigenschaften, die frau mit sich bringen sollte, wenn sie plant, zukünftig als Unternehmerin erfolgreich sein zu wollen. (Im Übrigen gelten diese Eigenschaften nicht nur für Frauen.)
Unternehmerin-Eigenschaft 1: Das Mindset
Mindset, was übersetzt so viel heißt, wie Denk- und Verhaltensmuster, berücksichtig alle gedanklichen und emotionalen Eigenschaften und Fähigkeiten, die ein Mensch hat.
Es liegt auf der Hand, dass Entrepreneure nicht zu den passiven, abhängigen und übermäßig vorsichtigen Menschen gehören können. Wer ein Unternehmen gründen will, muss Triebkräfte entwickeln und freisetzen können. Er muss sich mit einer bestimmten Form der mentalen, emotionalen und wirtschaftlichen Unabhängigkeit identifizieren und sich bis zu einem gewissen Grad Risiken aussetzen wollen.
Wenn man also eher die Sicherheit bevorzugt, die Vorgesetzte und klare Vorgaben voraussetzt, dann wird man sich schwer tun mit der geistigen Freiheit, Entscheidungen zu treffen und sich in Situationen wiederzufinden, deren Ausgang nicht immer sicher ist.
Denkst du von dir, dass du zu schüchtern bist, um Kreditgespräche zu deinem Vorteil abzuschließen oder mit gerissenen Geschäftspartnern zu verhandeln, wird es wahrscheinlich auch so eintreffen. Du bist, was du denkst, dass du bist.
Entrepreneurship ist mehr als Unternehmensgründung und effiziente Nutzung von Ressourcen, es schließt kreative Elemente wie Identifizierung von Chancen, das Finden von neuen Ideen und deren Umsetzung in Form von neuen Geschäftsmodellen ein.[1]
Entsprechend wichtig ist die Voraussetzung, an dich und deine Geschäftsidee zu glauben.
Denn wenn du nicht an dich und an deine Geschäftsidee glaubst, wer soll es dann bitteschön tun? Die Bank? Dein Steuerberater?
Um an dich zu glauben, hilft ein starkes Mindset. Wenn du nicht zu den Menschen gehörst, die mit einem unerschütterlichen Selbstbewusstsein geboren wurden, (und das sind die wenigsten, ich behaupte keiner) kannst du ein starkes Mindset trainieren.
Es gibt Bücher, Seminare, Onlinekurse oder Podcasts zu Persönlichkeitsentwicklung, die dir die Grundlagen für ein stabiles Selbstwertgefühl und daraus resultierendem positiven Mindset vermitteln.
Unternehmerin-Eigenschaft 2: Die Klarheit
Klarheit in Bezug auf dein zukünftiges Unternehmen ist die zweite wichtige Voraussetzung. Du solltest dir die folgenden vier Fragen beantworten können:
Was willst du? (Was ist dein Unternehmenszweck?)
Was kannst du?
Was brauchst du, um dein Ziel zu erreichen?
Was fehlt dir noch dafür?
Die Gründe, wie es zu einer Unternehmeridee kommt, kommen aus zwei gegensätzlichen Richtungen.
Zum einen wird die Idee aus einem persönlichem Mangel geboren. Mangel an freiverfügbarer Zeit, Mangel an Bestätigung, Mangel an Entscheidungsfreiheit, Mangel an Sinn.
Zum anderen können Unternehmensideen aus einer Fülle heraus entstehen. Du hast etwas zu bieten, was außer dir noch niemand angeboten hat.
Bill Gates, Günther Fielmann, um nur zwei Beispiel zu nennen. Der eine träumte davon, jeden Haushalt mit diesen praktischen kleinen Maschinen auszustatten. Der andere wollte Brillenmode für jeden erschwinglich machen.
Also frage dich: Was ist der Zweck deines Unternehmens? Was genau willst du damit erreichen? Wen willst du erreichen und ansprechen? Besteht Bedarf? (Fielmann). Oder musst du Bedarf erst wecken? (Microsoft).
Aus diesen Fragen kristallisieren sich deine Unternehmensphilosophie, dein Businessplan, deine Marketingstrategie heraus. Und noch einiges mehr.
Welche Fähigkeiten bringst du für dein neu zu gründendes Unternehmen mit? Enthusiasmus ist wichtig, aber er alleine wird’s nicht wuppen. Risikobereitschaft ist wichtig, aber zu viel davon ist schädlich. Ein gesundes finanzielles Polster ist schon mal ein guter Anfang. Gründliche Recherchen, Marktanalysen auch.
Erstelle eine Liste von Fähigkeiten und Kompetenzen, die du hast. Und wenn du schon mal dabei bist, erstelle eine weitere mit den Fähigkeiten, die dir fehlen. Schonungslos.
Mangelnde betriebswirtschaftliche Kenntnisse? Kannst du lernen. VHS, IHK und Internet helfen dir dabei.
Null Ahnung von Marketing? Kannst du hinzukaufen.
Mehr Selbstwertgefühl und Überzeugungskraft könnten auch nicht schaden? – Siehe unter Mindset.
Hänge nicht dem Traum nach, dass es irgendwie schon klappen wird. Wenn du keine Ahnung von digitalem Business hast, wird es schwer sein, diese Schiene zu bedienen. Auch wenn dich die Lebensweise als „digitaler Nomade“ noch so antriggert.
Unternehmerin-Eigenschaft 3: Soziale Kontakte/Soziale Kompetenz
In diesem Zusammenhang empfehle ich Sparringspartner. Menschen, die dich erden. Hast du ein funktionierendes Netzwerk an Familie, Freunden, Rolemodels, die dich unterstützen?
Die dir sagen, was sie von deiner Businessidee halten. Die dir Halt geben, wenn es mal nicht rund läuft. Die dein Vorbild sein können.
Oder die dich erden, wenn du gerade am abheben bist.
Hast du ehrliche und gutmeinende Menschen um dich, auf die du zählen kannst? Damit meine ich nicht die 1245 Freunde bei Facebook oder die 79 Follower bei Instagram.
Es gibt nichts Wichtigeres als ein gut funktionierendes physisches Netzwerk.
Menschen, die dich bereits länger kennen und denen du vertraust. Und die dir vertrauen können. Denn Networking ist bilateral. Geben und Nehmen. Sich an andere erinnern und sich selbst in Erinnerung bringen. Stichwort Soziale Kompetenz.
Unternehmer, die egoistisch ihr Ding durchziehen, sind zum Scheitern verurteilt. Als soziales Wesen haben wir besonders im Businesskontext als selbständiger (Klein)-Unternehmer ein großes Bedürfnis nach Verbindung.
Und in diesem Zusammenhang möchte ich den Begriff Authentizität ins Spiel bringen. Business ist eine Sache von Mensch zu Mensch. Je ehrlicher und unverstellter du bist, desto größer ist die Chance auf Erfolg.
Du wirst vielleicht nicht bei jedem Menschen erfolgreich deine Leistung anbieten können. Aber die, zu denen du und deine Geschäftsidee, deine Produkte passen, mit denen wirst du erfolgreich sein.
Je stärker du dich verbiegst, um vermeintlich erfolgreicher zu sein, desto mehr wirst du deine eigene Persönlichkeit, deinen Spirit verlieren. Das spüren auch Geschäftspartner.
Unternehmerin-Eigenschaft 4: Delegationsfähigkeit
Als Unternehmerin benötigst du bestimmte Kernkompetenzen: Marktkenntnisse, Produktkenntnisse, Prozesssteuerungskenntnisse. Was du nicht unbedingt brauchst sind Kenntnisse von Buchhaltung, Webdesign, Marketing oder Programmierung.
Du merkst schon worauf ich hinaus will: gib ab, was du nicht selbst tun kannst, tun willst oder tun musst.
Und wenn du diese Aufgaben abgibst, dann tue dies mit ganzem Herzen. Suche dir Menschen, die zu dir passen und Spezialisten ihres Faches sind. Designer, Steuerberater, Marketingfachleute, Programmierer.
Und dann lass sie ihren Job machen. So wie du deinen machst. Neue Märkte erkunden Netzwerke aufbauen, Strategien planen, Produkte entwickeln, Unternehmensziele definieren.
Dafür brauchst du allerdings Klarheit über dein Business, über deine Ziele, deine Ressourcen. Du musst wissen, wohin die Reise gehen soll, was genau deine Aussage mit deinem Produkt ist. Wer deine Kunden sind. Was diese erwarten.
Je klarer du in deinem Business und den damit gewünschten Zielen bist, desto leichter fällt es dir, andere dafür zu begeistern und sie zu motivieren, dir zu folgen. Ihren Job zu machen.
Unternehmerin-Eigenschaft 5: Resilienz
Die letzte Eigenschaft, die ich für enorm wichtig halte, um als UnternehmerIn erfolgreich zu sein, ist Resilienz. Eine sehr gute Definition findet sich im Video von Christian Peter Dogs und Jana Stahler.[2]
Doch was genau ist Resilienz? Warum scheinen manche von uns in Drachenblut gebadet, andere wiederum schmeißt bereits der kleinste Gegenwind aus den Socken?
Kurz gesagt ist Resilienz die Fähigkeit, innere Stärken zu besitzen oder zu entwickeln, um mit den Widrigkeiten des Lebens fertig zu werden.
Und als Unternehmerin oder zukünftiger Entrepreneur wirst du mit absoluter Gewissheit Widrigkeiten erfahren.
Deine Familie wird vielleicht den Kopf schütteln und dich fragen, ob du jetzt ganz verrückt geworden bist und wieso du den gutbezahlten Schreibtischjob in der Versicherung aufgibst, um dein eigenes Business zu starten.
Der Bankberater wird dir ins Gesicht sagen, dass er dir nur aufgrund deiner schönen braunen Augen keine Aufstockung des Dispositionskredites bewilligen kann. Und, und, und.
Also woher nimmst du deine Widerstandsfähigkeit, um mit solchen Erlebnissen umgehen zu können? Dich nicht von deinem Ziel abbringen zulassen?
Was sind deine verborgenen Kraftquellen, deine emotionalen und mentalen Ressourcen? Frage dich das ganz bewusst und wenn du sie erkannt hast, pflege sie.
Halt dir diese Eigenschaften stets vor Augen, damit du sie bei Bedarf schnell aktivieren kannst. Oder, da die Aktivierung ja eher unbewusst geschieht, dass du sie erkennst und schätzt. Und dich zukünftig daran erinnerst.
Denn sie sorgen für deinen inneren Thumb up oder Thump down. Entwickelst du eine neue Idee, wenn die alte nicht greift? Hast du zusätzlich zum Plan B noch einen Plan C? Springst du vom toten Pferd oder reitest du es noch ein paar Meilen weiter?
Und wenn du springst, was macht das mit dir? Siehst du das als Niederlage oder als Herausforderung?
Resilienz ist die unschätzbare Fähigkeit, an sich und sein Stärken zu glauben. In einem Wertegerüst verankert zu sein, das Halt gibt.
Niederlagen als das zu sehen, was sie sind: Wege, die vorübergehend nicht zum Ziel geführt haben. Weil der Weg in diesem Moment, unter diesen Voraussetzungen nicht der richtige war.
Erfolgreiche Unternehmerinnen zweifeln nicht an sich und ihren Fähigkeiten, sondern sie erkennen, dass die Umstände unglücklich waren. Oder die Vorgehensweise unklug gewählt war.
Nur um nach einer Niederlage aufzustehen, die Krone zu richten und weiter zu machen.
Wenn du erkennst, dass es dir an Resilienz fehlt, ist das kein Grund, zu resignieren. Nicht wenige erfolgreiche Menschen haben Resilienz gelernt. Wenn du ein Ziel hast, findet sich der Weg. Selbstsicherheit und innere Stärke kannst du dir antrainieren. Das Internet ist ein guter Fundus für Selbstlernkurse. Auch ein Coach kann dir hier wertvolle Unterstützung bieten.
[1] https://educalingo.com/de/dic-de/unternehmertum
[2] https://www1.wdr.de/mediathek/video-resilienz–was-die-seele–stark-macht-100.html
Über die Autorin – Dagmar Charbonnier
Dagmar ist ausgebildete Kommunikationstrainerin und systemischer (NLP) Coach. Seit über 15 Jahren arbeitet sie mit Menschen, die an einem Scheideweg stehen und unsicher sind, welche Richtung sie einschlagen sollen. Oder die sich erst gar nicht trauen, ihr Leben zu verändern.
Sie hat selbst erfahren, wie schmerzhaft es ist, wenn man versucht, ein richtiges Leben in einem Falschen zu führen. Und erst als sie anfing, ihren Gefühlen zu folgen, ihre Ziele und Bedürfnisse mit ihrem Herzen abzustimmen, fing sie an zu leben. Und glücklich zu sein.
Diese Stärke, diese Erfüllung möchte sie anderen Menschen möglich machen. In Balance mit ihrer inneren Kraft, den äußeren Lebensumständen und ihren echten Herzenswünschen.